Alle Augen richten sich auf die Kunstszene

Banksy's "Girl with Ballon"

Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor der Energie-/ Russland-/ Klima- und Coronakrise (keine wertende Reihenfolge)? 2018 sollte die Kunstszene, die sich bis dahin als vielleicht manchmal exaltiert, aber ziemlich profitabel und anlegerfreundlich zeigte, von einer eigenen „Krise“ erschüttert werden:

Eine Krise der Kunstszene ...

Der international unter dem Pseudonym „Banksy“ bekannte Street-Art Künstler sorgte für eine Provokation, als sich eines seiner Werke während einer Auktion selbst „zerstörte“. Die spektakuläre Aktion ereignete sich in den ehrwürdigen Hallen des renommierten britischen Auktionshauses Sotheby’s in London.

... oder doch nicht?

Das Bild „Girl with Ballon“, das zu den bekanntesten Motiven des Künstlers gehört, wurde unmittelbar nach dem Hammerschlag der Auktion geschreddert. Inwiefern eine umfangreichere Form der „Vernichtung“ des Kunstwerks geplant war, lässt sich nur vermuten, Banksy selbst veröffentlichte nach der Aktion ein Video, in dem gezeigt wurde wie ein imposanter Goldrahmen mit einem Schreddergerät präpariert wird. Das Video zeigt ebenfalls wie die Kopie des „Girl with Ballon“ durch den eingebauten, versteckten Schredder im Rahmen lief und tatsächlich zerschnitten wurde.

Unklar bleibt auch, ob der für seine subversive Kritik an der Gesellschaft und am Kunstmarkt bekannte Banksy wirklich überzeugt war durch diese Aktion sein Kunstwerk entwerten zu können und/ oder die Mechanismen des Auktionshandels bloßzustellen. Tatsächlich löste kaum eine Kunstaktion der letzten Jahre mehr Aufmerksamkeit aus, wie das Schreddern des Bildes. Das weltweite mediale Interesse galt der Kunstszene, doch anders als wohl gedacht, löste das „Vernichten“ des Kunstwerks keine Krise der Kunst oder des Kunstmarktes aus. Sondern die Aufmerksamkeit erhöhte die „Popularität“ des Kunstwerks und der zeitgenössischen Street und Pop Art um ein Vielfaches.
Bei einer erneuten Auktion 2021, nun in geschredderter Form, fiel der Hammer des Auktionators bei 18,89 Mio Euro, das „intakte“ Bild wurde drei Jahre zuvor für 1,2 Millionen Euro ersteigert.

Jörg & Marion